Als langjährige Jaguar-Liebhaberin und Betreiberin von JaguarGebrauchtwagen nehme ich beim Kauf eines gebrauchten Jaguar XF stets besonderes Augenmerk auf Korrosion. Rost kann nicht nur den optischen Wert schmälern, sondern auch sicherheitsrelevante Teile angreifen und hohe Reparaturkosten verursachen. Im Folgenden schildere ich dir die fünf typischen Roststellen beim Jaguar XF und wie ich persönlich sie vor dem Kauf prüfe — praxisnah, Schritt für Schritt und mit Tipps, die dir beim sicheren Gebrauchtkauf helfen.

Die fünf typischen Roststellen beim Jaguar XF

Aus meiner Erfahrung und vielen Werkstattchecks wiederholen sich diese Bereiche immer wieder:

  • Schweller / Türunterkanten (Sills)
  • Radläufe und Kotflügelkanten
  • Kofferraumboden und -hohlräume
  • Vorderer Unterboden / Achsaufnahme und Motorträger
  • Türinnenkanten, Scharniere und Dichtungen

1. Schweller / Türunterkanten prüfen

Die Schwellersysteme gehören zu den am stärksten beanspruchten Teilen beim XF. Schmutz und Spritzwasser sammeln sich dort, und wenn die Entwässerungsbohrungen verstopft sind, beginnt das Blech von innen zu rosten.

So prüfe ich:

  • Mit dem Fingernagel oder einem flachen Schraubendreher vorsichtig Lackränder entlang der Türunterkante abtasten. Zieht sich der Lack glasig oder bröckelt, deutet das auf Nachlackierungen oder Durchrostung hin.
  • Innen im Fußraum die Teppiche anheben und die untere Türkante von innen betrachten. Feuchtigkeit, Salzniederschlag oder braune Verfärbungen sind Alarmzeichen.
  • Mit einer Taschenlampe in den Hohlraum leuchten; bei starkem Rost sollte man hellen, oxidierten Belag sehen.
  • Falls vorhanden: magnetischer Prüfhammer oder Magnet. Kleinere Spachtelstellen tragen kein Magnet, das kann auf Unfallreparaturen hinweisen.

2. Radläufe und Kotflügelkanten

Steinschlag und Salz greifen die Kanten der Radläufe an. Beim XF sehe ich oft erste Rostpunkte an der Kante des vorderen Kotflügels und im Bereich hinter dem Radkasten.

Prüfen kannst du so:

  • Radkastenverkleidung abklopfen und mit der Lampe kontrollieren. Achte auf braune Ablagerungen oder abblätternden Lack.
  • Bei älteren Modellen die Unterkante des Kotflügels mit leichtem Druck prüfen — geben Stellen nach, ist das Blech dünngerostet.
  • Schau auch unterhalb der Einfüllstutzen (z. B. hinter den Stoßstangen-Kanten) — dort sammeln sich gern Spritzer.

3. Kofferraumboden und -hohlräume

Wasser im Kofferraum, verstopfte Ablaufkanäle oder undichte Dichtungen führen häufig zu Rost im Kofferraumboden. Besonders kritisch ist Rost an tragenden Kofferraumhohlräumen oder an Schweißnähten.

Meine Prüfschritte:

  • Teppich und Verkleidung im Kofferraum anheben und auf Feuchtigkeit, Salzkrusten oder Rostflecken prüfen.
  • Kontrolliere das Ersatzrad-Fach: dort sammelt sich Wasser und Schmutz besonders schnell.
  • Mit einer Taschenlampe in die Hohlräume leuchten und Heißluft-/Feuchtigkeitsschäden suchen.

4. Vorderer Unterboden, Achsaufnahme und Motorträger

Salz, Splitt und Steinschlag greifen den Unterboden an. Bei Jaguar XF können Anbauteile, Achsaufnahmen oder Motorträger in Mitleidenschaft gezogen werden — was sicherheitsrelevant ist.

So prüfe ich das:

  • Auto aufbocken (oder den Verkäufer bitten, auf eine Hebebühne zu fahren) und Unterboden ausgiebig begutachten. Achte auf porösen Rost an tragenden Teilen.
  • Schau auf Schweißnähte und Bereich um Aufhängungen: Risse, braune Krusten oder aufgeplatzter Lack sind Warnsignale.
  • Beim Kippen der Räder die Bremsleitungen und Lenkerteile prüfen — Rost an Halteblechen kann teuer werden.

5. Türinnenkanten, Scharniere und Dichtungen

Türunterkanten und Scharniere werden oft übersehen, sind aber anfällig für Rost, besonders wenn Türen regelmäßig nassem Straßensalz ausgesetzt sind.

Meine Schritte:

  • Türdichtungen zurückziehen und die Innenkante kontrollieren. Rostansatz dort ist oft ein Indikator für versteckten Schaden.
  • Scharniere und Bodenschwellen prüfen — festsitzende oder rauh laufende Scharniere deuten auf mangelnde Pflege und Rost hin.
  • Bei Kipp- oder Schiebetüren (je nach Ausstattung) auf Spiel und ungewöhnliche Geräusche achten.

Praktische Werkzeuge und Prüfmethoden, die ich empfehle

Ich habe ein kleines Prüf-Set, das ich zu Besichtigungen mitnehme:

  • Taschenlampe (hell, mit fokussierbarer Linse)
  • Magnet (für Spachtel- bzw. Füllprüfung)
  • Schraubendreher oder flacher Kunststoffspatel (zum behutsamen Abtasten von Lackkanten)
  • Kamera/Smartphone (zur Dokumentation)
  • Optional: Endoskop/Inspektionskamera für schwer zugängliche Hohlräume

Tisch: typische Anzeichen, mögliche Ursache und grobe Reparaturkosten

Bereich Anzeichen Mögliche Ursache Grobe Reparaturkosten*
Schweller abblätternder Lack, aufgeblähte Hohlräume verstopfte Abläufe, Salzbelastung 500–3.000 € (je nach Ausmaß)
Radläufe Steinschlagstellen, Rostpunkte an Kante Schutz fehlt, Spritzwasser 200–1.500 €
Kofferraum Feuchte, Korrosion am Boden Dichtung defekt, Wasseransammlung 300–2.000 €
Unterboden/Achsaufnahme poröser Rost, rostige Aufnahmen Salz, mechanische Einwirkung 600–4.000 € (tragende Teile teurer)
Türinnenkante Rost an Scharnieren, kriechender Rost innen Feuchte, mangelnde Pflege 150–800 €

*Preise sind grobe Orientierungen; genaue Kostenschätzung nur nach Begutachtung möglich.

Was tun, wenn ich Rost finde?

Wenn ich bei einer Besichtigung Rost entdecke, gehe ich folgendermaßen vor:

  • Documentation: Fotos und Notizen anfertigen — das hilft später bei Preisverhandlungen.
  • Umfang abschätzen: Kleine Oberfläche vs. Tragende Teile. Oberflächlicher Punktrost ist reparabel, tragender Rost (z. B. an Schwellern oder Aufnahmen) ist ein großes Warnzeichen.
  • Gutachten/Probefahrt: Ich bestehe bei sichtbarem Rost auf eine Hebebühnenkontrolle oder ein Gutachten eines Sachverständigen.
  • Preisverhandlung: Rost kann ein guter Hebel sein, um Kaufpreis zu drücken oder Nachbesserungen einzufordern.
  • Bei größeren Schäden: Abstand nehmen. Insbesondere wenn tragende Teile betroffen sind, ist der Aufwand meist zu hoch.

Tipps aus der Praxis

Ein paar Dinge, die ich in meinen Besichtigungen immer wieder betone:

  • Frage nach Service- und Wartungsbelegen. Ein gepflegter Unterboden lässt sich oft an regelmäßigen Fahrwerks- und Serviceeinträgen ablesen.
  • Vermeide Fahrzeuge, die längere Zeit in Meeresnähe oder ungeschützt im Winter auf salzbelasteten Straßen gestanden haben.
  • Nutze die Probefahrt: Schleif- oder Klappergeräusche deuten oft auf korrodierte Halter hin.
  • Wenn du unsicher bist: Investiere in ein kurzes Gutachten (ca. 100–200 €) — das spart oft viel Ärger.

Wenn du magst, kannst du mir Fotos vom Fahrzeug oder spezifische Fahrzeugdaten (Baujahr, Laufleistung, VIN) schicken — dann sehe ich mir die möglichen Problemstellen gezielter an und gebe dir eine Einschätzung, ob sich eine Besichtigung lohnt oder ob du besser die Finger davon lässt.